Grüner Wasserstoff: Dringend für die Energiewende an Land und auf See benötigt!

Start der Offshore-Elektrolyse-Ausschreibung muss zu schnell realisierbaren Projekten für große Mengen grünem Wasserstoff und Innovation führen! Bremerhaven, Februar 2023. Ein erster wichtiger Schritt ist getan: Der Flächenentwicklungsplan, vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) weist die erste Offshore-Wasserstofffläche von über 100 Quadratkilometern aus. Daraufhin richteten sich einige Verbände und Vereine der Branche im Rahmen eines öffentlichen Appells an die Bundesregierung. Sie sehen Bedarf für Nachjustierungen und fordern die Reduzierung wirtschaftlicher und technologischer Risiken durch Teilausschreibungen. Neben der WAB gehören der Aqua Ventus Förderverein (AQV), der Deutscher Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband e.V. (DWV), der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore e.V. und die Erneuerbare Energien Hamburg Clusteragentur GmbH zu den Unterzeichnern.

Mit der Veröffentlichung des Flächenentwicklungsplans des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie, geht fast eine Vervierfachung der ursprünglich in Aussicht gestellten Fläche einher. Jetzt gilt es, Projekte schnell und so innovativ wie möglich zu realisieren.

Noch steckt die Produktion von grünem Wasserstoff in den Kinderschuhen. Dennoch bewegen sich die bisherigen politischen Überlegungen zum Ausschreibungsprozess in Richtung Preiswettkampf. Die Bedeutung der Offshore-Elektrolyse für die Realisierung des Ziels der Bundesregierung von 10 Gigawatt (GW) Elektrolysekapazität bis zum Jahr 2030 liegt auf der Hand. Auf See kann sehr viel Energie für die Elektrolyse aus Wind bereitgestellt werden. 

„Wir begrüßen einen frühen Start der Vergabe der Fläche SEN-1 zur Produktion von grünem Wasserstoff auf See für ein spezifisches Offshore-Wasserstoff-Ausbauziel in der deutschen AWZ sowie für den raschen Markthochlauf der grünen Wasserstoffwirtschaft in Deutschland“, sagt Heike Winkler, Geschäftsführerin des Branchenverbands WAB e.V. Der Schwerpunkt bei den jetzt zu vergebenden Flächen sollte auf dem Innovationspotenzial und der Systemdienlichkeit sowie der Einbindung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) liegen. In jedem Fall sollten die Gebote nicht nur monetär bewertet werden. Die Realisierungswahrscheinlichkeit der in den Geboten beschriebenen Projekte ist dringend in die Bewertung aufzunehmen. Dieses bezieht sich einerseits auf den Nachweis der Lieferfähigkeit der relevanten Komponenten, aber auch auf die Verträglichkeit mit den wesentlichen naturschutzfachlichen Aspekten und die Leistungsfähigkeit des Bieters bzw. Bieterkonsortiums. Die EU-Kommission sieht mit dem REPower EU-Programm vor, bis 2030 in der EU mindestens 10 Millionen Tonnen an grünem Wasserstoff zu produzieren.

„Im Hinblick auf die Fortschreibung der nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) und aller damit zusammenhängenden gesetzlichen und regulativen Rahmenbedingungen, fordern wir die Ermöglichung von Geschäftsmodellen für die heimische Produktion von grünem Wasserstoff aus Offshore-Windenergie. Mit Projekterfahrungen aus der Praxis kann das Exportpotenzial erschlossen und die erforderlichen Mengen grünen Wasserstoff für die Dekarbonisierung der Industrie und die Maritime Energiewende bereitgestellt werden, führt Winkler aus.

Ist eine Investition in die Herstellung von grünem Wasserstoff beispielsweise durch Differenzverträge oder einen festen Abnahmepreis gesichert, könnte es zu dem Hochlauf in der erforderlichen Geschwindigkeit für eine Technologie kommen, von der sich gerade die Politik verspricht, die Energieabhängigkeit beispielsweise von Erdgas zu verringern.

Die Ausschreibung von Teilflächen fördert die technologische Weiterentwicklung der Produktion von grünem Wasserstoff und Unternehmen können unterschiedliche Erfahrungswerte aus kleineren Projekten sammeln. Heike Winkler fasst die nächsten Schritte so zusammen: „Wir brauchen und fordern einen innovationsförderlichen Charakter für die erste Ausschreibung der sonstigen Energiegewinnungsbereiche. Die heimische Produktion sollte nicht mit hohem Preisdruck starten“. Auch die Nutzung von küstennahen Standorten oder Standorten mit Testfeldcharakter über den Rahmen von SEN-1 hinaus sei eine mögliche Alternative, gerade weil sie einen Testfeldcharakter mit sich bringen und dabei helfen könnten, Erschließungskosten zu senken. 

Eine politisch verordnete Pipeline zur Nutzung Dritter wäre eine weitere Hürde für Unternehmen, die sich an der Ausschreibung beteiligen wollen. An dieser Stelle wünscht sich die Branche Sammelpipelines mit definierten Übergabepunkten, die strategisch geplant sind und auch geplante Importe berücksichtigen. Diese sollten auch transnational zwischen den Nachbarländern an Nord- und Ostsee geplant werden, damit auch die jetzt ausgeschrieben Fläche angeschlossen werden kann. Mit einem Wachstum der Offshore-Wind-Zulieferkette auch für grünen Wasserstoff bieten sich neben einer kostengünstigen Energieversorgung immense Wertschöpfungspotenziale, einschließlich langfristiger und zukunftsorientierter Beschäftigungsperspektiven, für den Industriestandort Deutschland, die es neben dem erforderlichen Klimaschutz zu verwirklichen gilt. Für die Ausschreibung der jährlichen 500 Megawatt Offshore-Elektrolyse ab 2023 ist die Entwicklung eines wettbewerblichen Marktdesigns für Offshore-Wind-Wasserstoff ein erforderlicher Schritt. In der Koalitionsvereinbarung wurde die Prüfung der Einführung von Wasserstoff-Differenzverträgen (Carbon Contracts for Difference, CCfD oder Contracts for Difference CfD) angekündigt. „Wir sind sicher, dass ein weiterer schnell realisierter offener Dialog zu einem Förderrahmen führen kann, der die Wasserstoffwirtschaft Offshore nicht nur in Deutschland nach vorne bringt, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Verbände.

Über WAB e.V.
Die WAB mit Sitz in Bremerhaven ist bundesweiter Ansprechpartner für die Offshore-Windindustrie, das Onshore-Netzwerk im Nordwesten und fördert die Produktion von „grünem“ Wasserstoff aus Windstrom. Dem Verein gehören rund 250 kleinere und größere Unternehmen sowie Institute aus allen Bereichen der Windindustrie, der maritimen Industrie sowie der Forschung an

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In der Ostsee©WAB
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