Ausbau der Offshore-Windenergie im ersten Halbjahr 2019 planmäßig – dringende Forderung nach Erhöhung der Ausbauziele

  • Insgesamt 1.351 Anlagen mit 6.658 MW am Netz | 42 Anlagen mit 252 MW neu am Netz | 679 MW im Bau
  • Steigerung der Stromproduktion aus Offshore-Wind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von rund 30 Prozent
  • Ausbauvolumen auf mindestens 20 GW bis 2030 und mindestens 30 GW bis 2035 endlich gesetzlich verankern und so langfristige Rahmenbedingungen schaffen
  • Vergabe von Sonderbeitrag von bis zu 2 GW notwendig

Berlin, 17. Juli 2019 – Im Auftrag der deutschen Windbranchenverbände hat die Deutsche WindGuard heute die Ausbauzahlen für Windenergie auf See im ersten Halbjahr 2019 für Deutschland veröffentlicht. Mit einem Zubau von 252 MW und 42 Anlagen liegt die Branche weiterhin im bisher überschaubaren Plan. Insgesamt sind aktuell 1.351 Offshore-Windenergieanlagen mit 6.658 MW am Netz. Im ersten Halbjahr 2019 betrug der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung 47,6 Prozent[1]; im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres verzeichnet Offshore-Wind eine Steigerung von rund 30 Prozent.

Die Branchenvertreter von BWE, BWO, Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE, VDMA Power Systems und WAB kommentieren die Halbjahreszahlen wie folgt: „Die Offshore-Branche liefert erwartungsgemäß und hat sich in den letzten Jahren – wie von uns angekündigt – immer mehr in Richtung eines Fundaments der Energiewende entwickelt. Strom aus Offshore-Windenergie ist sehr zuverlässig und wettbewerbsfähig.“

Die Branchenvertreter erklärten weiter: „Die in den zurückliegenden Jahren positive Entwicklung der Wertschöpfungskette wird allerdings durch einen nun eintretenden Fadenriss erheblich gestört. Der 7,7 Gigawatt-Deckel bis zum Jahr 2020 ist fast erreicht. Für die Jahre danach fehlen die Rahmenbedingungen, um Projekte umsetzen zu können. Um die Technologieführerschaft des Windindustrie-Standorts Deutschland beizubehalten, die Wertschöpfung nicht weiter zu gefährden und die Erreichung der Klimaschutzziele bis 2030 sicherzustellen, benötigt die Branche jetzt verlässliche, langfristige Rahmenbedingungen. Das beinhaltet die Anhebung der Ausbauziele und die Durchführung einer Sonderausschreibung noch in diesem Jahr, die unter anderem die noch freien Konverterkapazitäten enthält.“

Ausbauziele anheben und Netzoptimierungsmaßnahmen durchführen

Die Ausbauziele müssen auf mindestens 20 Gigawatt (GW) installierte Offshore-Leistung bis 2030 und mindestens 30 GW bis 2035 in den deutschen Teilen der Nord- und Ostsee angehoben werden. Die im Juni veröffentlichte Netzstudie von WP&More Consulting und der Rechtsanwaltskanzlei GGSC belegt, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland nicht wegen verzögertem Netzausbau gebremst werden muss. Zusätzlich sollte die Bundesregierung – wie im Aktionsplan Stromnetze vorgesehen – dem Ausbau der großen Übertragungsnetze Priorität einräumen und zeitgleich Power-to-X-Lösungen fördern.

Technologieführerschaft und Investitionen in deutsche Standorte sichern

Ein verlässlicher Rahmen und ambitionierte Ausbauziele sind notwendig, so dass sich Investitionen in deutsche Standorte wieder lohnen und Arbeitsplätze gesichert werden. Eine Lücke im Ausbau, wie sie ab 2020 droht, ist industriepolitisch nicht verkraftbar. „Deutschland sollte wieder eine Spitzenposition einnehmen. Deshalb braucht es eine zeitnahe Umsetzung der angekündigten Sonderausschreibung“, erklären die Branchenvertreter. Ein höheres Produktionsvolumen der Hersteller steigert die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte, sichert die Perspektive der Unternehmen über die gesamte Wertschöpfungskette und ermöglicht die Realisierung des Exportpotentials auf dem wachsenden Weltmarkt. Der im Koalitionsvertrag vorgesehene Sonderbeitrag der Offshore-Windenergie muss jetzt kommen. Mit einem Beitrag von bis zu 2 GW lassen sich die freien Konverterkapazitäten volkswirtschaftlich sinnvoll nutzen. Konkrete gesetzgeberische Schritte müssen unmittelbar nach der Sommerpause erfolgen.

Der Stellenwert der Windindustrie in Deutschland im internationalen Vergleich muss wieder gestärkt werden, denn Innovationen sind das zentrale Alleinstellungsmerkmal der europäischen Windindustrie. Eine leistungsfähige Forschungslandschaft sowie eine vorwettbewerbliche Zusammenarbeit sind entscheidend für europäische Hersteller und Lieferanten. Die Verbände erklären: „Wir begrüßen außerordentlich den Beschluss des Bundestages für das Testfeld in der Ostsee für Anlagen der nächsten und übernächsten Generation.“ Auch auf gesamteuropäischer Ebene sollten die enormen Potenziale der Offshore-Windkraft zur Erreichung der Klimaziele gehoben werden, wie die Pläne zum Bau von Windenergie-Verteilkreuzen in der Nordsee verdeutlichen.

Große Erwartungen an das Klimakabinett der Bundesregierung

Die Einrichtung des Klimakabinetts unterstreicht den Handlungsbedarf im Sinne einer effizienten Klimapolitik. „Wir begrüßen, dass sich das Klimakabinett die ressortübergreifenden Maßnahmen zur Umsetzung des Klimaschutzplans 2050 zur Aufgabe gemacht hat. Zur Erreichung der Klimaziele sind verbindliche Zielvorgaben für die einzelnen Sektoren sowie die notwendigen gesetzlichen Regelungen unerlässlich“, sind sich die Branchenvertreter einig und ergänzen: „Wir erwarten schnelle Entscheidungen und Maßnahmen zur Begrenzung des durch die Ausbaulücke drohenden Schadens sowie die zügige Anhebung der Ausbaupfade für die Windenergie. Ansonsten werden wir die Klimaziele nicht erreichen!“  

[1] Fraunhofer ISE - www.energy-charts.de/ren_share_de.htm