Pressemitteilung: Siebenfache Strom-Transportkapazität zwischen Dänemark und Elbe: TenneT nimmt Mittelachsenleitung in Betrieb

TenneT nimmt wichtige Stromleitung „Mittelachse“ in Schleswig-Holstein in Betrieb  

  • Neue Leitung transportiert ab sofort das Siebenfache an grünem Strom zwischen Elbe und dänischer Grenze
  • Zahlreiche Netzengpässe im Norden werden beseitigt

Der Übertragungsnetzbetreiber TenneT hat heute die beiden nördlichen Abschnitte der Stromleitung Mittelachse zwischen Audorf und der Grenze zu Dänemark in Betrieb genommen. Mit einem symbolischen Knopfdruck im Umspannwerk Handewitt (bei Flensburg) schalteten Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Jan Philipp Albrecht, Energiewendeminister Schleswig-Holsteins, Henrik Riis, CEO von Energinet-Eltransmission (DK) und TenneT-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens die Leitung ins Netz. 

„Mit den 82 Kilometern von Audorf bis zur dänischen Grenze komplettieren wir die wichtige Mittelachse im Energiewendeland Schleswig-Holstein zum Transport von Strom aus regenerativen Quellen zwischen der Elbe und Dänemark“, sagte Tim Meyerjürgens, „die Verstärkung von 220 kV auf 380 kV führt dazu, dass wir mit dieser Leitung jetzt das Siebenfache an grünem Strom für Norddeutschland, Dänemark und Europa transportieren können im Vergleich zu früher.“ 

Thomas Bareiß sagte: „Netzausbau und erneuerbare Energien sind zwei Seiten einer Medaille. Für die Energiewende ist es wichtig, Flexibilitäten optimal zu nutzen und dafür nicht zuletzt den Netzausbau voranzubringen. Der grenzüberschreitende Stromhandel ist eine gute Möglichkeit, den Strommarkt auszubauen, Wettbewerb zu ermöglichen und Strompreise zu senken. Mit der Inbetriebnahme des EnLAG-Vorhabens Nr. 1 werden sowohl der Abtransport des Windstroms aus Schleswig-Holstein als auch die Übertragungskapazität zwischen Deutschland und Dänemark gesteigert. Die Inbetriebnahme dieses Vorhabens leistet deswegen einen sehr  wichtigen Beitrag nicht nur zur deutsch-dänischen Zusammenarbeit, sondern vor allem auch  zur Versorgungssicherheit und wettbewerbsfähigen Energieversorgung.“

Jan Philipp Albrecht betonte: „Die neue Höchstspannungsleitung bringt uns in Schleswig-Holstein auf dem Weg zur Klimaneutralität einen großen Schritt voran. Die Mittelachse ist eine moderne und leistungsstarke Stromautobahn für den Transport von Norden nach Süden und somit ein zentraler Baustein für die Energiewende. Mit ihr können neue Rekordmengen erneuerbarer Energien durch unsere Netze transportiert werden. Das hilft bei der Erreichung unserer Klimaschutzziele und sorgt dafür, dass künftig weniger Windkraftanlagen abgeregelt werden müssen.“

Henrik Riis sagte: „Die Mittelachse ist ein gewaltiger Erfolg, und sie sorgt für eine neue,  durchgängige Stromautobahn, die über den ganzen Weg von Dänemark bis nach Hamburg und weiter bis über die Elbe nach Niedersachsen führt. Eine starke grenzüberschreitende Infrastruktur und gut funktionierende Energiemärkte sind für uns alle – sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene – unerlässlich, um eine Zukunft mit hoher Versorgungssicherheit, großen Mengen an erneuerbaren Energien und eine effiziente grüne Energiewende zu gestalten.“

„Die heutige Inbetriebnahme der Mittelachse belegt einmal mehr, dass der Bau von Stromleitungen zügig, einvernehmlich und erfolgreich gestaltet werden kann, wenn alle an einem Strang ziehen“, sagte Tim Meyerjürgens. Beim Netzausbau in Schleswig-Holstein habe TenneT seit gut einem Jahr gleich mehrere große und erfolgreiche Schritte gemacht: Im vergangenen Herbst wurde der zweite Bauabschnitt der Westküstenleitung in Betrieb genommen, die Abschnitte drei und vier sind in Bau und kommen gut voran, die Korridorfindung im fünften Abschnitt wurde im Sommer in einer digitalen Ergebniskonferenz mit Blick auf das anstehende Planfeststellungsverfahren mit der Öffentlichkeit diskutiert, vor drei Wochen ist das Umspannwerk Wilster/West in Betrieb genommen worden und bei NordLink steht die Inbetriebnahme mit Aufnahme des Probebetriebs im Dezember kurz bevor. „In Schleswig-Holstein hat die Energiewende fast überall Rückenwind“, so Tim Meyerjürgens, „und damit das so bleibt, ist uns bei TenneT die Akzeptanz für die Projekte bei den Bürgerinnen und Bürgern ein sehr wichtiges Anliegen – genauso wichtig wie die weitere Unterstützung der Politik beim Bund, in den Ländern und in den Kommunen. Nur so können wir die notwendigen Netzausbauprojekte gemeinsam und zeitgerecht umsetzen.“ 

Hintergrund

Im Jahr 2009 wurde der dringende Ausbaubedarf gesetzlich festgestellt. Die Übertragungskapazität der damaligen Leitung war nicht mehr ausreichend, um die Einspeisung erneuerbarer Energien abzuleiten. TenneT hatte den gesetzlichen Auftrag, die neue Höchstspannungsleitung zu realisieren. Darüber hinaus ist das Vorhaben von der Europäischen Kommission als Vorhaben von gemeinsamem Interesse (Project of Common Interest) gekennzeichnet worden. 

Beginn des ersten Planfeststellungsverfahrens für den Abschnitt Hamburg/Nord bis Audorf war im Jahr 2013. Der Baustart erfolgte Im Jahr 2015. Seither wurden 388 neue Masten auf 152 Kilometern Länge zwischen  Hamburg/Nord und der Grenze zu Dänemark inklusive der erforderlichen Umspannwerke Audorf/Süd, Schuby/West und Handewitt errichtet. Die verbleibenden 30 Kilometer von der Bundesgrenze bis nach Kassø (Dänemark) wurden vom dänischen Netzbetreiber Energinet geplant und umgesetzt.

Die Mittelachse besteht aus mehreren Abschnitten: Die beiden nördlichen Abschnitte von Audorf bis Flensburg (Handewitt) und von dort bis zur dänischen Grenze umfassen 82 Kilometer Länge. Den südlichen Abschnitt der Mittelachse von Hamburg/Nord bis Audorf mit 70 Kilometer Länge hatte TenneT Anfang 2018 in Betrieb genommen. Im Herbst 2019 erfolgte nach Fertigstellung des Ersatzneubaus mehrerer Leitungsabschnitte zwischen Hamburg/Nord und Dollern in Niedersachsen, einschließlich der Verstärkung der Elbekreuzung 2, die Inbetriebnahme in diesem Bereich.  

Mit der Modernisierung wurde die Mittelachse in allen Abschnitten auf die neuen Ansprüche für die Energiewende hin ertüchtigt. Sie hilft, Netzengpässe in Schleswig-Holstein zu beseitigen. Die neue Leitung ersetzt insgesamt die bisherige 220-kV-Höchstspannungsleitung zwischen Kassø in  Dänemark und Dollern in Niedersachsen aus den 1960er Jahren, welche zurückgebaut wird bzw. bereits weitgehend zurückgebaut ist.

Der Energieaustausch über die dänische Grenze hinweg wird die Versorgungssicherheit sowohl für das deutsche als auch für das dänische Stromnetz erhöhen und den Austausch erneuerbarer Energien zwischen den beiden Ländern ermöglichen.

TenneT

TenneT ist einer der führenden Übertragungsnetzbetreiber in Europa. Mit rund 23.500 Kilometern Hoch- und Höchstspannungsleitungen in den Niederlanden und Deutschland bieten wir eine zuverlässige und sichere Stromversorgung für 42 Millionen Endverbraucher. Wir erzielen mit fast 5.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 4,1 Mrd. Euro. Gleichzeitig sind wir einer der größten Investoren in nationale und grenzübergreifende Übertragungsnetze an Land und auf See, die die Energiewende ermöglichen. Als verantwortungsbewusstes, engagiertes und vernetztes Unternehmen handeln wir dabei mit Blick auf die Bedürfnisse der Gesellschaft.