Niederländischer König Willem-Alexander und Königin Máxima blicken auf Ideen und Planungen für Windenergie-Insel in der Nordsee

TenneT-CEO Manon van Beek stellt die Vision und Planung eines Offshore-Verteilkreuzes bei deutsch-niederländischem Handelsdelegationstreffen in Bremerhaven vor. Das Vorhaben soll helfen, das Pariser Abkommen zur Reduzierung von CO2-Emissionen in Europa nachhaltig umzusetzen

Arnheim/Bayreuth/Bremerhaven. Während des deutsch-niederländischen

Handelsdelegationstreffens hat Manon van Beek, Vorstandsvorsitzende des Stromnetzbetreibers

TenneT, heute (06. März 2019) in Bremerhaven die Vision und den Planungsstand für ein

Windenergie-Verteilkreuz in der Nordsee anhand eines interaktiven, virtuellen Modells vorgestellt.

Dies geschah in Anwesenheit von Willem-Alexander, König der Niederlande, und Königin Máxima.

„Das Interesse des königlichen Paares an der Windenergie-Insel ehrt und freut uns ganz

besonders“, sagte Manon van Beek, „Das gemeinsame Entwerfen und Planen von Visionen wie

dieser ist notwendig, um nachhaltige Möglichkeiten zu eröffnen, die Ziele des Pariser Abkommens

zur Reduzierung der CO2-Emissionen in Europa zu erreichen. Dafür brauchen wir internationale

Koordination und Zusammenarbeit, politischen Willen und Rückenwind und die Unterstützung von

Nichtregierungsorganisationen.“

Ein Stromübertragungsnetz, das über ein Verteilkreuz in der Nordsee gesteuert werden könnte,

würde die Einspeisung und Verteilung sehr großer Mengen an Offshore-Windenergie ermöglichen,

den europäischen Energiemarkt stärken und europaweit die Versorgungssicherheit erhöhen.

Die für die Energiewende benötigten Mengen an Offshore-Windenergie sind so groß, dass neben

den Stromleitungen auch Lösungen für den gasförmigen Transport und eine dementsprechende

Lagerung eingesetzt werden müssen. Die Kombination der Stärken von Strom- und Gassystemen

kann dabei einen wichtigen Impuls für die Zunahme von Wasserstoff als nachhaltige Lösung für

den Einsatz in der Industrie, zur Entwicklung neuer, küstennaher Gewerbegebiete und Infrastruktur sowie im Transportsektor liefern.Vor diesem Hintergrund prüft und entwickelt ein internationales Konsortium aus TenneT, Energinet, Gasunie und Port of Rotterdam Ideen und Lösungen, wie die benötigten

Großkapazitäten zur Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen technisch bereitgestellt

und gleichzeitig sozio-ökonomisch so kostengünstig und umweltverträglich wie möglich realisiert

werden können. Dabei geht es um relevante Windenergie-Kapazitäten von 70 bis 150 Gigawatt bis

zum Jahr 2040 und bis zu 180 Gigawatt bis 2045 in der Nordsee, die modular und sukzessive erschlossen werden sollten. Je nach Ausbaugrad könnten dadurch mehrere hundert Millionen europäische Haushalte mit grüner Energie versorgt werden.

Hintergrund

Elf Offshore-Netzanschlusssysteme mit zusammen 6.232 Megawatt (MW) Kapazität zur

Übertragung von Offshore-Windenergie aus der deutschen Nordsee von See an Land hat der

Übertragungsnetzbetreiber TenneT inzwischen an das Stromnetz angeschlossen. Damit erfüllt

TenneT schon jetzt nahezu komplett das Ausbauziel der Bundesregierung, das Offshore-

Windkapazitäten von 6.500 Megawatt bis zum Jahr 2020 vorsieht.

Bereits in diesem Jahr wird TenneT dieses Ziel übererfüllen, denn mit der Fertigstellung von

BorWin3 werden im Laufe des Jahres 2019 sogar 7.132 Megawatt allein in der deutschen Nordsee

an Übertragungskapazität in Betrieb sein. Bis Ende 2023 folgt mit DolWin6 ein weiteres deutsches

Anbindungssystem für 900 MW.

Auch in der niederländischen Nordsee wird TenneT bis Ende 2023 fünf Offshore-

Netzanschlusssysteme mit einer Gesamtkapazität von 3.500 MW installieren, wodurch TenneT

dann bereits insgesamt 11.532 MW an Übertragungskapazität in der Nordsee zur Verfügung

stellen wird.

Das North Sea Wind Power Hub (NSWPH) Konsortium unterstützt die Ziele des Pariser

Abkommens zur Reduzierung der CO2-Emissionen in Europa.

Bei der Vision eines Windenergie-Verteilkreuzes in der Nordsee geht es um die Nutzung von

Großkapazitäten an Offshore-Windenergie in der Nordsee. Dieses innovative Hybridprojekt

kombiniert den Netzanschluss von Windparks mit „Power to Gas“ und Interkonnektoren.

Um die Netzstabilität und Systemflexibilität zu gewährleisten und einen kosteneffizienten,

langfristigen Ausbau der Offshore-Kapazitäten in der Nordsee zu ermöglichen, ist ein grundlegend

neuer Ansatz für eine langfristige Offshore-Netzplanung erforderlich, der Windenergieeinspeisung,

Zusammenschaltung und potenzielle Sektorenkopplung und -speicherung kombiniert;

gekennzeichnet durch einen international koordinierten Ausbau der Nordsee-Infrastruktur.

Langfristig (nach 2030), sobald große, weit entfernte Offshore-Windflächen für die Entwicklung

definiert sind, könnten anstelle der heute gängigen Offshore-Konverter-Plattformen eine oder

mehrere künstliche Inseln als zentrale Drehscheiben zur Unterstützung der notwendigen Infrastruktur zum Abtransport der Energie, z.B. zur Umwandlung von Strom in Gas (besonders

auch grünem Wasserstoff), entwickelt werden.

Im Auftrag des Konsortiums wurden im Rahmen von Studien und Konzeptpapieren erste

Kostenanalysen vorgenommen. Erste Schlussfolgerungen zeigen, dass eine langfristige

Raumplanung und eine mögliche Mitnutzung von Offshore-Windflächen in der Nordsee dringend

vorangebracht werden müssen, damit regionale, kosteneffiziente Offshore-Windenergiepotenziale

der Nordsee mit erschlossen werden können. Solche großen Windpark- und Energieübertragungs-

Infrastrukturprojekte benötigen entsprechend lange Vorlaufzeiten in Planung und Entwicklung.

Dem Konsortium ist bewusst, dass ein international koordinierter Ausbau dieser Infrastruktur

einerseits erhebliche Vorteile mit sich bringt, andererseits aber auch Auswirkungen, z.B. in Bezug

auf Umwelt- und Naturschutz, in der Nordsee berücksichtigt werden müssen.

Das Konsortium wird das Konzept des North Sea Wind Power Hubs (NSWPH) weiter untersuchen

und nach einer intensiven Bewertungsphase, die voraussichtlich vor dem Sommer 2019 stattfinden

wird, mitteilen, wie darauf aufgebaut und die Initiative und die Partnerschaften ausgebaut werden

könnten.